Die Galerie Zilberman lädt in Berlin ansässige, junge Künstler*innen ein, sich mit einer Arbeit für eine Gruppenausstellung in den Galerieräumen von Zilberman | Berlin in Charlottenburg zu bewerben.

You say I have unlimited potential. I disagree

In ihrer ersten Ausgabe widmet sich die Open Call Reihe von Zilberman | Berlin dem Thema der Potenzialität. Abgeleitet vom lateinischen potentia (übersetzt: Fähigkeit, Stärke) beschreibt das Wort die Qualität einer Sache oder einer Person, über Potenzial zu verfügen. Potenziale sind Möglichkeiten. Häufig vorhandene, noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten oder entwicklungsfähige Stärken. In der Kunstwelt zeigt sich Potenzialität zunächst als eine treibende Kraft, eine dynamische Energie, die kreative Erkundung und Innovation vorantreibt: Auf der Suche nach neuen Talenten wägen Galerist*innen und Sammler*innen das Potenzial aufstrebender Künstler*innen ab. Neue, ungewöhnliche Orte und Räume für Kunst werden entdeckt, geschaffen, ausgebaut. Künstler*innen erforschen die Potenziale verschiedener Materialien und loten die Grenzen tradierter Kunstgattungen aus. Doch verweilen sie nicht dort, sondern arbeiten auch mit dem vermeintlich Potenziallosen – dem Unnützen, Vergessenen, Übersehenen – und verhandeln stets neu, was das bedeutet. Denken wir etwa an Agnes Denes’ Wheatfield - A Confrontation, für das die Künstlerin eine ehemalige Mülldeponie in ein Weizenfeld mitten in Manhattan (New York City) verwandelte.

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. In einer Zeit, in denen Konzepte, die Potenzialität aufgreifen, als neoliberale Gedankenkonstrukte der Privilegierten entlarvt und die Schattenseiten der Selbstoptimierung in den sozialen Medien evidenter werden, scheint die Idee des grenzenlosen Potenzials an Glanz verloren zu haben. Angesichts der ambivalenten Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern, fragen wir: Wie gestaltet sich Potenzial, wenn wir an das Neue, das Andere oder das Ungewohnte denken? Welches Potenzial steckt in sich überlagernden Materialien, Medien oder alternativen Ansätzen, die sich einer eindeutigen Kategorisierung entziehen? Welches Potenzial haben private Räume (wie Galerien) im Vergleich zu öffentlichen Institutionen? Der Titel You say I have unlimited potential. I disagree hinterfragt in einer widerständigen Geste die vorgebliche Prämisse vermeintlich des grenzenlosen Potenzials, welches sich über verschiedene Lebensbereiche wie Arbeit oder Gesundheit erstreckt.

Der Open Call richtet sich an Bildende Künstler*innen (18-35 Jahre) und lädt sie ein, mit einer Arbeit auf das Thema Potenzialität zu reagieren, ohne dabei auf ein Medium beschränkt zu sein. Mit dem Format Young, Fresh, Different fördert die Galerie Zilberman seit 2010 an ihrem Standort in Istanbul aufstrebende Künstler*innen und gibt ihnen über eine öffentliche Ausschreibung die Möglichkeit, eine Arbeit im professionellen Umfeld einer Galerie zu präsentieren. Die Ausstellung zielt darauf ab, jungen Künstler*innen mehr Sichtbarkeit in der Kunstszene zu bieten und einen Dialog zwischen ihnen und einer Galerie zu eröffnen. In diesem Jahr findet das Ausstellungsprojekt nun zum ersten Mal in Berlin statt. Zilberman | Berlin besteht seit 2016 und ist seit 2023 in der Schlüterstraße 45 in Charlottenburg ansässig. Von einer Fachjury werden max. 10 künstlerische Positionen ausgewählt.

Thema und Text von Lusin Reinsch

Weiterführende Informationen:

Wer kann sich bewerben?
Professionelle Künstler*innen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit Wohnsitz in Berlin, die nicht bereits von einer Galerie vertreten werden.

Mit welcher Arbeit kann man sich bewerben?
Bewerber*innen dürfen sich nur mit einer Arbeit bewerben. Die Arbeit darf noch nicht öffentlich präsentiert worden sein.

Arbeitsmittel und Unterstützung
Jede ausgewählte künstlerische Position wird mit 300€ finanziert. Dieser Betrag beinhaltet sowohl Produktions- als auch Transportkosten. Unser Team unterstützt die Projekte außerdem mit Aufbau-Team, Pressearbeit und Besucher*innenservice. Das Honorar wird nach der Ausstellungseröffnung ausgezahlt.

Ausstellungsfläche
Zilberman | Berlin befindet sich in der Schlüterstraße 45, 10707 Berlin.

Ausstellungszeitraum
19 Juli – 24 August 2024, Eröffnung 18 Juli 2024

Zur Bewerbung sind einzureichen (in einem PDF-Dokument, max. 10MB):

- Künstlerischer Lebenslauf inkl. Kontaktinformationen (Telefon, E-Mail-Adresse, Adresse) und ein Statement des*der Künstlers*in (max. 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen)
- Max. 3 Bilder der eingereichten Arbeit (einschließlich einer Detailaufnahme), Bildunterschrift (Name, Technik, Jahr, Dimension) und Kurzbeschreibung (max. 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen). Die eingereichten Bilder sollten in hoher Auflösung eingereicht werden.
- Ein Portfolio früherer Arbeiten/Projekte zusammen mit den Bildunterschriften (max. DIN A 4 Seiten)
- Videoarbeiten sollten mit einem Link eingereicht werden (der mit einem Passwort über Youtube, Vimeo etc. zugänglich ist), der in der Bildunterschrift des Werkes im zugehörigen PDF erwähnt wird
- Einsendeschluss ist Samstag, der 4. Mai 2024 23:59 Uhr. Bewerbungen, die nach diesem Datum eingehen, werden nicht berücksichtigt.
- Sprachen: Englisch oder Deutsch

Unvollständige Bewerbungen können nicht berücksichtigt werden.
Rückfragen und Einreichung an: yfdberlin@zilbermangallery.com

Fachjury

Gabriela Lademacher (Sammlerin und Gründerin von Lademacher Beratung), Lotte Laub (Galeriedirektorin bei Zilberman | Berlin), Catherine Nichols (Kuratorin am Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart), Simon Wachsmuth (Künstler), Christopher Weickenmeier (Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunstraum Leuphana University Lüneburg)